Die Verteilungsaspekte unserer Marktwirtschaft, die dieser Blog als Internetökonomie klassifiziert, werden immer stärker in Vordergrund der wirtschaftspolitischen Diskussion gestellt. In folgendem Beitrag in der FAZ-Online vom 16.1.17 geht der Ökonom Stiglitz auf das Thema ein.

Die surreale Situation, in der sich die Welt gerade befindet, bringt heute Oxfam auf den Punkt: Die reichsten 8 Milliardäre haben mehr als die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung (vor einem Jahr waren es noch über 60). Es ist eigentlich egal ob es 8 oder 80 sind – es ist auf alle Fälle beachtenswert, wie sich die Verteilungsspirale zuungunsten der ärmeren Weltbevölkerung entwickelt. Hier drohen schwere Auseinandersetzungen und soziale Krisen, die auch in Krieg und Systemeinschränkung münden können. Wer will die Fahne der Marktwirtschaft noch hoch halten, wenn die Menschen sie nicht mehr akzeptieren können? Wenn nur noch einige Wenige wirklich die großen Sahnstücke bekommen und viele andere nur die Krümel, dann funktioniert das so wichtige Anreizsystem der Marktwirtschaft und damit auch der Internetökonomie nicht mehr. Leider ist die ökonomische Forschung hier nicht sehr hilfreich – natürlich gibt es Shiller, Piketty und Stiglitz und einige andere dazu – aber die Mainstreamökonomie hinkt hinterher, genauso wie sie vor der Finanzkrise keinen wirklichen Beitrag geleistet hat. Die Rolle des Staates und der Staatengemeinschaft muss neu definiert werden (siehe den nachfolgenden Beitrag). Die Ökonomen sollten diskutieren:

– wie können weltweit Mindeststeuerstandards erreicht werden, die dazu auch ökologisch sinnvoll wären?
– warum werden die Steuervorteile der Fremdfinanzierung nicht beschnitten (geringere Bedeutung des Tax shields)?
– wann endlich wird der Staat wieder aktiver in Sachen Investitionsförderung und Humankapitalentwicklung (Ausbildung…)?
etc…………

Die jetzt beginnende Epoche des Populismus mit Trump an der Spitze kann schwerwiegende Konsequenzen für die Gesellschaften und die Weltpolitik haben – in den USA wählen frustrierte Menschen einen Trump und Engländer einen Brexit, weil sie denken, den sog. Eliten damit eines auszuwischen. Doch wie kommen diese Wähler dazu anzunehmen, dass dies zu ihrem Vorteil gereicht? Eigentlich sind die Muster immer dieselben: verhetzte Menschen lassen sich in die Irre leiten und wundern sich dann über die Konsequenzen! Die Medien hängen an den Lippen von Trump, der durch seine Tweets kein einziges Sachproblem lösen wird, aber zur Ablenkung beiträgt……

Hier übrigens ein guter Artikel zur aktuellen Trump-Diskussion (Stand 16.1.17): da sich ja die historischen Ereignisse überschlagen (Trump hat in einem akturellen Interview so nebenbei die Nato obsolet erklärt und die EU verunglimpft – den Brexit für gut befunden) möchte ich das hier anfügen….