Die Welt wird immer komplexer – diese Erkenntnis ist banal. Was nicht banal ist, wie man mit dieser Komplexität umgeht. Menschen beschäftigen sich nicht mit Finanzfragen, weil diese zu kompliziert und wenig unterhaltsam sind – sie überlassen es vermeintlichen Spezialisten, diese Fragen für sie zu beantworten, was wiederum zu den Ergebnissen der ungleich verteilten Chancen im Finanzsektor führt.
Immerhin haben die Privatanleger verstanden, dass es Sinn macht, ETF’s zu kaufen, um Geld anzulegen: sie haben eine Vorstellung von Diversifizierung und Qualität, wobei gerade im Nachhaltigkeitssegment diese Qualität zweifelhaft ist. Die Menschen wissen auch, dass ihnen die 1 bis 2 % Zinsen (wenn überhaupt) auf Ihr Tagesgeldkonto noch nicht einmal die Inflation zu einem Drittel abdecken und sie Geld verlieren. Wenn die Menschen sich noch etwas intensiver mit Finanzfragen beschäftigen, wissen sie auch, dass sie bestimmten Verzerrungen unterliegen und vielleicht haben sie schon eine Vorahnung, dass ihr Umgang mit Geld nicht unbedingt rational ist. Ein Anteil der Budgets der Finanz Mittler am BIP der USA in Höhe von 9 % (ähnlich in Europa) kann kein Ausweis eines gut und rational funktionierenden Kapitalmarktes sein – für diese Erkenntnis muss man schon etwas tiefer eintauchen.
Ansonsten sind Finanzfragen in großem Maße quantitative Fragen, die sich um Risikoeinschätzungen und Renditen drehen. Hierzu hat die Finanzmarkttheorie einige greifbare Aussagen getroffen, die in der Kapitalmarkttheorie fußen und mit der Ergänzung der Verhaltensökonomie durchaus verwertbare Erkenntnisse liefern. Eine Tendenz dieser Einschätzung könnte also sein, dass Maschinen die Menschen bei ihren Finanzfragen unterstützen.
Menschen können einen Teil der Komplexität von Sachfragen an eine KI (einen Chat-Bot) zur Einordnung und Beantwortung auslagern – z.B. mit ChatGPT. Ich möchte an dieser Stelle keine Einschätzung der Qualität dieser Bots abgeben, weil sich diese Dienste sehr schnell weiterentwickeln und sie qualitativ wachsen. Es ist aber absehbar, dass das jeden Tag umfangreich wachsende Wissen nur über solche Bots kanalisiert werden kann und dass sie benutzerfreundlicher werden. Zur Einordnung: die Menge der täglich generierten Daten weltweit ist seit dem Jahr 2000 um über das 3000-fache gestiegen, laut einer Schätzung von IBM aus dem Jahr 2017 werden weltweit jeden Tag etwa 2,5 Trillionen Bytes an Daten generiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden schätzungsweise etwa 800 Milliarden Bytes an Daten jeden Tag generiert (diese Daten stammen übrigens von ChatGPT).
Die Anleger müssen dann nicht mehr einen Experten für eine Anlageentscheidung fragen, sondern fragen den ständig weiterlernenden Bot. Natürlich wird das die Berufsfelder im Finanzsegment berühren – die Autonomie der Anleger wird wachsen. Da Krypto auch sehr komplex ist, wird auch hier der Bot weiterhelfen und es ermöglichen, dass das Portfolio der Anleger mit Krypto besser abschneiden kann.
Für die Unternehmensfinanzierung ergeben diese Bots und andere Programme Möglichkeiten einer dezentralen Finanzierung (wir werden das mit zukünftigen Beiträgen noch umfangreicher beleuchten). Die Herausgabe von sog. Token (programmierbare Vermögenstitel) wird hierbei von besonderer Bedeutung sein. Diese Betrachtung ist Gegenstand eines Whitepapers, an dem MeisCon zurzeit arbeitet und das im Frühling bis Sommer dieses Jahres in verschiedenen Versionen veröffentlicht wird (wenn der Chat mir nicht zuvorkommt – Smiley).