Die aktuelle Wirtschaftslage ist geprägt von einer starken Inflation, Lieferkettenproblemen, eingeschränkten wirtschaftlichen Zukunftsaussichten, einem Krieg in Europa und einer irgendwie nicht enden wollenden Pandemie (obgleich die einfach nicht mehr wahrgenommen wird). Man würde sich nicht zu weit auf dem Fenster lehnen, wenn man sagen würde, diese Gemengelage lässt sich kaum durch unser wirtschaftstheoretisches Gerüst erfassen.
Die mangelnden strategischen Analysemöglichkeiten kommen daher, dass unser Wirtschaftskonzept überwiegend auf Stabilität und Wachstum ausgerichtet ist und die o.g. Krisen darin keinen Raum finden. Früher war die Theorie der externen Schocks sehr gefragt, um die neoklassischen Theorien immer gültig aussehen zu lassen – sie passt irgendwie auch heute wieder; das ändert aber nichts daran, dass die sich abzeichnende Dämmerung unser Wirtschaftssystem an Grenzen stoßen lässt.
Und es kommt ja wahrscheinlich noch schlimmer: die ökologische Herausforderung muss erst einmal an die Seite geschoben werden, weil die den Bogen für die Menschen mental überspannt. Die Politiker erklären uns zwar, dass wir vom russischen Gas wegmüssen, aus der Kohle aussteigen und uns vollständig alternativen Energien zuwenden müssen. Es ist verständlich, so zu argumentieren, auch wenn damit absehbare Energieengpässe nicht beseitigt werden können. Die Fehler der Vergangenheit holen Volkswirtschaften schonungslos ein; schon alleine darüber nachzudenken, dass bei einem russischen Gasembargo große Teile unserer Grundstoffwirtschaft beschädigt werden könnte, führt ins Dilemma – alternativ können die Menschen im nächsten Winter frieren. Dazu kommen häufige Erwähnungen von Begriffen wie „Atomkrieg“ u. ä.in den Medien (häufig, weil russische Politiker diese Begriffe in die Welt setzen), die nicht zu einer Beruhigung beitragen.
Es gibt eine psychologische Ausflucht – das Ganze möglichst in seinem Ausmaß zu negieren, sich durchzuwurschteln und den Krieg nicht eskalieren zu lassen: mittelfristig könnte das sogar der Energiewende und dem ökologischen Thema nützen. Dennoch ist dies eine sehr riskante Strategie: sie bietet keine noch so schwache Garantie, dass eine unvorhersehbare Eskalation nicht doch die Katastrophe auslöst.
An einem irgendwie gearteten Friedensschluss mit Russland und einem neuen Sicherheitskonzept kommt man nicht vorbei – auch das Durchwurschteln muss irgendwann ein Ende haben. Gute Analysen und intelligente Vorschläge sind gefragt.