Ethereum ist bekanntlich die Haupt-Blockchain für die meisten „Decentralized Finance (DeFi)“- Angebote und damit sind die technischen Entwicklungen dieser Blockchain besonders wichtig. Ether hat im August ein Upgrade erfahren (London Upgrade), was weitreichende Auswirkungen haben wird. Rufen wir uns in Erinnerung, dass die hohen Transaktionskosten und die Skalierung ein beachtliches Problem für Ethereum darstellen und damit auch für die verschiedenen Produkte von DeFi (Vorstellung siehe einer meiner vorherigen Artikel „Was ist eigentlich Decentralized Finance (DeFi)?“).
Die Umsetzung des „Ethereum Improvement Proposal (EIP) 1559“ wird das Ethereum-Netzwerk günstiger und schneller machen, indem es die Transaktionsgebühren neu strukturiert. Bislang werden die Gas-Fees (die Transaktionsgebühren im Netzwerk) durch die Miner eigenverantwortlich festgesetzt; nun gibt es eine algorithmisch festgelegte Basisgebühr, die nicht für jede Transaktion neu festgelegt werden muss. Die errechnete Basisvergütung soll dabei den Grad der Auslastung des Netzwerks berücksichtigen. Interessant ist, dass diese Gebühr zu einer Vernichtung von Ether führen wird und niemand von den Zahlungen profitiert. Dies wirkt eindeutig deflatorisch.
Die Miner erhalten für die Durchführung der Transaktionen eine eigene Gebühr (die Inclusion-Fee). Nutzer können zusätzlich zur Basisvergütung diese Fee anbieten, um die Verarbeitung auf der Chain zu priorisieren.
Was zu der zweiten Frage führt: wie sieht es mit der Änderung des Konsensprotokolls aus? Die Umstellung auf „Proof of stake“ wurde immer wieder verschoben und soll nun gegen Ende 2021 kommen. Beim Proof-of-Stake gibt es statt Miner sog. Validatoren. Validatoren hinterlegen eine bestimmte Menge Ether – den sogenannten Stake. Nach einem komplizierten Schema darf jeweils ein solcher Validator einen neuen Block bilden. Im Anschluss stimmen die Validatoren per Mehrheitsentscheid darüber ab, ob der Block gültig ist. Bei dieser Abstimmung hat jeder Validator ein zur hinterlegten Ethermenge proportionales Stimmrecht.
Ethereum 2.0 ist auf dem Wege und DeFi könnte weiterwachsen, wenn da nicht die regulatorischen Hürden wären. Die amerikanische Regulierungsbehörde SEC ermittelt in einigen Fällen gegen DeFi-Anbieter in Sachen „Verletzungen des Wertpapierrechts“ (also sind DeFi- Produkte doch Wertpapiere?) und ein weiterer großer Streit findet um das Infrastrukturgesetz statt, das anscheinend eine Bestimmung enthält, dass jeder, der mit Kryptowährung handelt, Steuerberichte für jeden Geschäftsparnter einreichen muss – das würde die Krypto Branche schwer treffen.
Wie das Ganze ausgeht, ist ungewiss. Sollte DeFi wirklich stärker in den Mainstream ankommen, dann müssen starke regulatorische Einwände aus dem Weg geräumt werden und die Produkte müssen noch viel besser kommuniziert und auf „Convenience“ getrimmt werden.