Vor kurzem versteigerte das Auktionshaus Christie’s Mike Winkelmanns Digitalcollage Everydays. The First 5000 Days für rund 69 Mio. US-Dollar. Winkelmanns Künstlername ist Beeple und seine Collage ist ein Mosaik aus 5.000 Einzelbildern. Es ist das erste Kunstwerk, das Christie’s als eine Datei mit einem dazugehörigen Non-Fungible Token, kurz NFT, verkaufte und das mit Kryptowährung bezahlt werden konnte. Ein Non-Fungible Token ist ein einzigartiger Token mit einem digitalen Echtheitszertifikat, der kopierbar ist, aber dessen Echtheit nie in Zweifel gezogen werden kann. Dieser Token ist nicht austauschbar. Somit können sicher Kunstwerke abgebildet werden. Hinter dieser speziellen Token Idee steht das Etherprotokoll (ERC-1155-Standard – näheres hier in der Blockchainwelt. Dieser Standard ist eigentlich für Videospiele entwickelt worden, findet jetzt aber weitere Anwendung in der Kunstsphäre. Die Blockchain erobert offensichtlich diese Sphäre – allerdings ist unklar, wie nachhaltig dieser Trend ist.
Offenbar wird da ein Bedürfnis nach Authentizität und Singularität befriedigt, dass vor allem reiche Menschen umkommt, die bei wachsendem Wohlstand die Möglichkeiten verlieren, noch Einzigartiges zu besitzen. Andererseits wird aber scharf zwischen ästhetischem Genuss und dem Eigentumstitel differenziert, denn jeder und jede kann sich von dieser Kunst Kopien machen.
Ist damit der Durchbruch der Blockchain in den Bereich der Kunst gelungen? Das ist schwer zu sagen. Inzwischen haben sich aber verschiedene Marktplätze für NFTs etabliert und auch verschiedene Popmusiker haben dieses Format gewählt. Insbesondere Videoclips von Musikern, Influencern und Sportlern schaffen es da zu beträchtlichen Einnahmepotentialen.
Was das Beispiel aber zeigt ist, dass die Blockchain langsam aber sicher weitere Bereiche der Vermögenssphäre erobert und sich somit dem Mainstream nähert. Gekauft hat das Werk übrigens ein Krypto Investor aus Singapur, was wiederum zeigt, dass diese Investoren ihre Ether und Bitcoins auch ganz speziell ausgeben.
In Zeiten der Diskussion um notwendige Digitalisierungen im öffentlichen Raum (Schulen, Verwaltungen, Prozesse der Daseinsvorsorge im Zusammenhang mit der Pandemie) wirken solche Meldungen ein wenig irritierend, weil sie doch zeigen, wie groß die Diskrepanzen in der Anwendung von technologischen Neuerungen sind und welche zivilisatorische Kraft in der Adaption der Blockchain-Technologie steckt. Kunst hat ja die Aufgabe, den Geist zu weiten und Grenzen zu überwinden.