Es gibt sehr kritische aktuelle Anmerkungen zu Kryptowährungen von sehr namhaften Ökonomen (wie Peter Bofinger am 26.01.21 im Handelsblatt, der meint, der Bitcoin hätte kein Alleinstellungsmerkmal) und auch Wirtschaftsjournalisten (wie Mark Schieritz von der Zeit, der in der Zeit vom 14.01.21 meint, der Bitcoin könne weg). Dem steht die Kursentwicklung gegenüber: der Bitcoin ist seit dem letzten Januar 2020 von rd. 9000 € auf heute über 26.000 € angestiegen (mit einer weiterhin sehr hohen Volatilität) und die zweitbekannteste Kryptowährung Ether ist von rd. 95 € von vor einem Jahr auf heute über 1000 € gestiegen. Ich kann gut verstehen, dass diese Wertentwicklung Zweifel an der Seriosität des Instrumentes aufkommen lässt. Wofür ist sowas gut? Gemeinhin wird der fundamentale Wert einer Aktie als Gegenwartswert zukünftiger Gewinne abgebildet – dieser ist mir hoher Unsicherheit behaftet und führt demnach zu Spekulationen. Dabei ist der Bitcoin dem Gold näher als der Aktie: Bitcoin wird im Netz „abgebaut“ und damit verschiebt sich die Wertediskussion.
Bleibt die Nachfrage: viele Analysten begründen den Anstieg des Bitcoins mit dem verstärkten Interesse von institutionellen Investoren (u. a. von BlackRock), und dem Einstieg von PayPal in das Krypto-Geschäft. Auch Fonds verschiedener US-amerikanischer Eliteuniversitäten, darunter Harvard, Yale und Brown haben damit begonnen Bitcoin (BTC) und andere Kryptowährungen direkt über Coinbase zu kaufen (siehe BTC-Echo vom 26.1.21).
Bitcoin ist die Leuchtturm-Währung der Krypto-Welt, er ist zurzeit nur bedingt einzusetzen für den Zahlungsverkehr, aber er ist ein Wertaufbewahrungsmittel und die Kryptografie ist sein Alleinstellungsmerkmal. Es geht – und das muss man immer wieder betonen – um eine Wertübertragung ohne zentralen Mittler, dies ist der Kern des Whitepapers von Nakamoto, das dieser vor über 11 Jahren veröffentlich hat.
Dieses Merkmal ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Innovation, die dann ihre Spuren über die Blockchain ins Finanzsystem gebracht hat. Natürlich sollen die Nachteile wie hohe Energiekosten, das Skalierungsproblem und die damit verbundene beschränkte Übertragungskapazität nicht verschwiegen werden, aber eine andere Kryptowährung zeigt, welches Potential in diesem System steckt: Ethereum 2.0. wurde auf den Weg gebracht und bedeutet die Umstellung von energieintensiven Proof-of-work-Verfahren auf das Proof-of-Stake-Konsensverfahren und verspricht, die Skalierungsprobleme von Ethereum zu lösen.
Ein wichtiger Punkt der Ablehnung ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben: die klassischen Ökonomen (darunter zähle ich hier auch die Keynesianer) und Wirtschaftsjournalisten haben extreme Vorbehalte gegenüber den libertären Zügen der Blockchain-Ökonomie. Fakt ist: nach der Finanzkrise 2008 haben einige Programmierer das Peer-to-Peer- Netz der Blockchain auf den Weg gebracht – ein Netz, dass nicht nur Geld bewegt, sondern auch Geld schöpft.