Mittlerweile ist Wirecard pleite – die Ereignisse überschlugen sich in dieser Woche. Die Aktie ist ein Pennystock; den Ausgang nahm diese Entwicklung, weil der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young letzte Woche das Testat verweigerte, im wesentlichen, weil über Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro „keine ausreichenden Prüfungsnachweise“ erlangt werden konnte. Schon im letzten Jahr hatte die Financial Times über Unregelmäßigkeiten berichtet, das führte aber nur dazu, dass die Firma in den Abwehrmodus schaltete und die Bafin Leerverkäufe verbot – was angesichts eines drohenden Dilemmas ohnehin schon bemerkenswert ist (Finden Sie hier sehr gut zusammengestellt: eine Zustandsbeschreibung von Finanz-Szene.de Genannte Finanz-Szene hat denn auch letzte Woche Freitag (19-06-20) eine Analyse veröffentlicht, die sehr lesenswert ist (siehe hier)

Daher möchte ich mich nur auf das Fragen beschränken: wie ist es möglich, dass bei einem sehr großen Zahlungsdienstleister (laut Statista mit einem Jahresumsatz von 2 Mrd.€ in 2018 – die Zahlen für 2019 sind ja nicht testiert) solche Beträge nicht nachgewiesen werden können, wieso haben wir überhaupt eine Aufsicht, die bereits in der Finanzkrise sich nicht mit Ruhm bekleckert hatte, und was macht das Ganze mit dem Zahlungsverkehr im Internet – immerhin boomt ja das Geschäft seit Corona und viele Menschen nutzen verstärkt den Onlinehandel? Wir haben keine Antworten auf diese Fragen, aber es ist hervorzuheben, dass die reflexartigen Antworten auf die Veröffentlichungen der Financial Times im letzten Jahr irgendetwas mit der Einschätzung zu tun haben müssen, dass ein großes deutsches Finanzunternehmen (zudem noch eine Art FinTech) doch nicht so einen Schlamassel verursachen kann. Die Aktie kam in den DAX und große Fonds haben umfangreich in die Aktie investiert und damit auch Kleinanleger mit ins Boot geholt.

Wirecard ist ein Beispiel für Unfähigkeiten von Wirtschaftsprüfern, Managern und Aufsicht. Ein vorsichtiger Anleger hätte aber schon im letzten Herbst darauf kommen können, die Finger von der Aktie zu lassen. Gut ist, dass das Desaster Raum schafft für alternative Zahlungsdienstleister oder …die Blockchain.
Wirecard und die Reaktionen auf den Betrug bei Politikern und Medien zeigen auch Züge gewisser Ahnungslosigkeit…die Internetökonomie braucht Zahlungsdienstleister wahrscheinlich gar nicht mehr….die Blockchain kann übernehmen! Siehe den Beitrag von BTC-Echo von heute 26-06-20!