Am 20. September 2018 fand an der „Frankfurt School“ eine Konferenz zum Thema „How Blockchain and Fin Tech Will Change the Financial Ecosystem“ statt, die von dem Blockchain Center der Hochschule und von S&P Global ausgerichtet wurde.
Den Zusammenhang von Rating und Künstlicher Intelligenz (AI) skizzierte Adam Broun, Präsident von Kensho (per Skype zugeschaltet). Kensho ist übrigens vor kurzem von S&P gekauft worden. Kensho ist ein Machine Learning- und Analysetool für Regierungen und Unternehmen. Adam Broun betonte, dass seine Systeme etwas machen, was Menschen auch machen können – nur ungleich umfangreicher und viel schneller; also Datenstrukturen analysieren, Daten und Strukturen verknüpfen und Muster aus Ihnen herauslesen, die wertvolle Erkenntnisse für Bonitätsabschätzungen und weit darüber hinaus gehende Prognosen mit sich bringen. Eine Verknüpfung zur Blochchain-Technologie wurde nicht ausführlich thematisiert und ist sicher in der Forschung noch ein sehr heißes Thema. Die Frage, die sich stellt ist: Inwieweit ist das disruptive Potential dieser Technologie in seinem vollen Ausmaß erkannt worden; oder anders ausgedrückt: Werden P2P-Strukturen das Geschäftsmodell von Ratingagenturen nicht vollständig umkrempeln? Dies würde bedeuten, dass Netzwerke aus Investoren und Unternehmen die Ratingaufgaben mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz steuern könnten.
Auf der anderen Seite war den Vortragenden die Brisanz des Themas sehr bewusst; insbesondere für den Kapitalmarktverkehr und Wertpapieraustausch gilt ja unter Zuhilfenahme der Blockchain-Technologie: No further Clearing, no further Settlement, no Counterparty-Risk! Die Verwandlung des „Internet of Informations“ in ein „Internet of Value“ hat so weit reichende Auswirkungen, dass da schon geahnt wird, dass womöglich kaum ein Stein auf dem anderen bleiben wird. Ein weiter reichender Forschungsansatz ist damit auch schon skizziert: inwieweit werden Strukturen z.B. des größten Blockchainprojektes Ethereum – die Strukturen eines offenen Netzwerkes mit offenen Softwareschnittstellen und dezentralen Anwendungen – in einer Finanzierungswelt nicht auch überwiegend dezentrale Dienste hervorbringen? Hier kann wiederum das „alte Internet der Informationen“ Anschauungsunterricht geben, denn die Autonomie der Nutzer (z.B. beim Medienkonsum) und die Dezentralität sind herausragende Merkmale des Netzes.
Darüber hinaus kommen noch Herausforderungen auf das Ratingwesen zu, die einem schon etwas geläufiger sind: Big Data, Cyberrisiken und digitale Performanceparameter. Es wird letztendlich diese Gemengelage sein, die die Anbieter von Ratingdienstleistungen in Zugzwang bringen wird.
In Zusammenhang mit dem Assetmanagement hat Laurenz Apiarius von Blockwall Management die Herausforderungen durch die Kryptowährungen beschrieben. Reichen herkömmliche Analysen in Zusammenhang mit Due Diligence – Prozessen aus, um das Potential, aber auch die Risiken richtig abschätzen zu können? Herkömmliche Performanceindikatoren und Risikoabschätzungen tun sich schwer mit den Kryptowährungen. Hier wäre die enorme Volatilität der Assets zu erwähnen und letztendlich auch die technischen Herausforderungen, bezogen auf die Skalierbarkeit der Kryptowährungen und die Qualität der Codes. Ein entscheidender Punkt ist in diesem Vortrag deutlich geworden: es gibt noch zu wenige Daten für die Korrelationsmatrix mit anderen Assets und damit fehlt eine entscheidende Größe.
Die Entwicklung des Unternehmensratings – auch und gerade für die Banken – wird ein sehr spannendes Feld bleiben. Man darf aber nicht vergessen, dass die Banken in einigen Bereichen bei der Anwendung von AI schon einige Erfahrungen gesammelt haben (im Bereich Betrugserkennung, Zahlungsverkehr, Kreditausfallabschätzung) und diese ausbauen können.

– Dieser Beitrag wurde auch heute (28.9) bei Wallstreet Online veröffentlicht –