Rationalismus als alleinige Tugend?
Die Gegenwart ist geprägt von Unsicherheit. Klimakrise, geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Umbrüche und der rasante Fortschritt der Künstlichen Intelligenz – all das erzeugt ein Gefühl permanenter Überforderung. Gesellschaften suchen nach Orientierung, Individuen nach Halt. In dieser Situation überrascht es nicht, dass eine neue Denkbewegung im Tech-Welt Zulauf findet: der Rationalismus.
Seine zentrale Botschaft klingt verführerisch einfach: Mit Logik, Mathematik und rationaler Vernunft lassen sich alle Probleme der Menschheit lösen. Anhänger glauben, dass die richtige Anwendung dieser Prinzipien nicht nur die Gegenwart ordnen, sondern auch die Zukunft sichern kann – bis hin zur Rettung der Spezies vor dem Aussterben. In einer komplexen Welt wirkt das wie eine Erlösung. Doch die Frage lautet: Handelt es sich dabei um nüchterne Vernunft – oder um eine neue Religion in säkularer Verkleidung?
Besonders brisant ist, dass einige der prominentesten Rationalismus-Promoter – Peter Thiel, Elon Musk u.a. – eine politische Schlagseite vertreten, die eher dem rechten bis libertär-autoritären Spektrum zuzurechnen ist. Hier zeigt sich ein Bruch: Während der Rationalismus vorgibt, rational und objektiv zu sein, wird er in der Praxis von Persönlichkeiten getragen, die bewusst auf Polarisierung, Machtkonzentration und gesellschaftliche Spaltung setzen.
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