Stablecoins im Aufbruch
Der Stablecoin-Markt zeigt sich im März 2025 so vielfältig und dynamisch wie nie zuvor. Während klassische USD-Stablecoins weiterhin dominieren, gewinnen alternative Konzepte wie goldgedeckte und eurobasierte Stablecoins an Relevanz. Gleichzeitig rückt die Regulierung stärker in den Fokus. Der aktuelle Monatsbericht von CoinDesk Data liefert einen fundierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen in einem Markt, der nicht nur für Krypto-Enthusiasten, sondern auch für institutionelle Investoren und Regulierer zunehmend Bedeutung gewinnt.
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Stetiges Wachstum trotz volatiler Märkte
Die Gesamtmarktkapitalisierung von Stablecoins ist im März um 3,62 % auf 231 Milliarden US-Dollar gestiegen – ein neuer Rekordwert. Es ist der 18. monatliche Anstieg in Folge, was auf die zunehmende Bedeutung von Stablecoins als Liquiditätsinstrumente im Krypto-Ökosystem hinweist. Parallel dazu nahm die Marktanteilsdominanz von Stablecoins auf 8,03 % zu. Angesichts der weiterhin volatilen Kurse vieler Kryptowährungen dienen Stablecoins als wertstabile Brücke für Transaktionen, Arbitragegeschäfte und dezentrale Finanzanwendungen (DeFi).
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USDT unter Druck – Konkurrenz nimmt zu
Tether (USDT) bleibt mit einer Marktkapitalisierung von rund 144 Milliarden US-Dollar der mit Abstand größte Stablecoin. Doch seine Marktdominanz fällt weiter – sowohl bezogen auf die Marktkapitalisierung (62,1 %) als auch auf das Handelsvolumen (75,5 %). Das ist jeweils der niedrigste Stand seit über einem Jahr. Diese Entwicklung signalisiert eine zunehmende Marktdiversifizierung.
Vor allem zwei Herausforderer rücken in den Vordergrund: USDtb von Ethena Labs und der dazugehörige BUIDL-Fonds von BlackRock. USDtb verzeichnete im März ein spektakuläres Wachstum von 1.219 %, während BUIDL um 160 % zulegte. Beide Produkte setzen auf synthetische Besicherung durch Tokenisierung von Vermögenswerten und erschließen so neue Anwendungsfelder für institutionelle Investoren.
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Gold-Stablecoins im Aufwind
Mit einem Goldpreis von über 3.000 US-Dollar pro Feinunze erleben auch goldgedeckte Stablecoins einen Boom. Die Marktkapitalisierung dieser Kategorie stieg um 7,53 % auf 1,40 Milliarden US-Dollar. Führend sind Tether Gold (XAUT) und Paxos Gold (PAXG). Anders als klassische Stablecoins, die primär für Handel und Liquiditätsmanagement genutzt werden, positionieren sich Gold-Stablecoins zunehmend als digitales Wertaufbewahrungsmittel – eine Art „digitales Gold 2.0“. Ihr Einsatz in DeFi ist bisher begrenzt, aber erste Anwendungen wie Tethers aUSDT zeigen, dass hier Potenzial besteht.
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Euro-Stablecoins: Kleines Segment mit großer Bedeutung
Auch Stablecoins in Euro gewinnen an Fahrt. Der EURC von Circle steigerte seine Marktkapitalisierung um fast 30 % auf 157 Millionen US-Dollar – ein neuer Höchstwert. Damit dominiert er den europäischen Stablecoin-Markt mit einem Anteil von 45,6 % innerhalb des Euro-Segments.
Doch im globalen Vergleich bleiben Euro-Stablecoins strukturell unterrepräsentiert. Sie machen nur rund 0,07 % des weltweiten Stablecoin-Marktes aus, wie eine aktuelle Marktanalyse zeigt. Der Mangel an wettbewerbsfähigen Euro-basierten Stablecoins ist ein strategisches Defizit für Europa: Ohne starke, regulatorisch saubere Euro-Stablecoins können europäische Unternehmen, Banken und DeFi-Projekte kaum im Krypto Raum unabhängig agieren und sind auf US-Dollar-Stablecoins angewiesen.
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Zentralbanken mischen sich ein: CBDCs weltweit in Vorbereitung
Parallel zur Entwicklung im Privatsektor treiben Zentralbanken weltweit ihre digitalen Währungsprojekte voran. Im März kündigte die Bank of Korea ein CBDC-Pilotprojekt mit 100.000 Teilnehmern an. Die Europäische Zentralbank bereitet den Start des digitalen Euro für Oktober vor. Auch China, Ghana und die Schweiz arbeiten aktiv an eigenen digitalen Zentralbankwährungen – nicht zuletzt als geopolitische Antwort auf den wachsenden Einfluss privatwirtschaftlicher Stablecoins im globalen Zahlungsverkehr.
Die EZB sieht den digitalen Euro ausdrücklich als „beste Verteidigung gegen die Dominanz US-basierter Stablecoins“. Damit zeigt sich, dass Stablecoins längst nicht mehr nur technologische Spielerei, sondern Teil einer strategischen Währungs- und Finanzarchitektur sind.
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Fazit: Fragmentierung mit Zukunft
Der März 2025 markiert zeigt eine Weiterentwicklung im Stablecoin-Markt. Wachstum, Diversifizierung und Regulierung prägen die neue Phase. Während Tether und USDC weiterhin die Volumenspitze bilden, entstehen durch institutionelle Emittenten wie BlackRock, Rohstoffbindung (Gold) und regionale Alternativen (EURC) neue Marktsegmente. Gleichzeitig setzen CBDCs Impulse und erhöhen den Druck auf die Anbieter privater Stablecoins.
Für Europa ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Ein stabiler, vertrauenswürdiger Euro-Stablecoin ist essenziell, um im globalen Wettbewerb der digitalen Währungen nicht dauerhaft in der zweiten Reihe zu stehen.