Die Finanzmärkte blicken mit wachsender Besorgnis auf die Entwicklungen in den USA. Die Renditen für US-Staatsanleihen haben ein Niveau erreicht, das seit 2007 nicht mehr gesehen wurde. Besonders die 30-jährige Anleihe, die zuletzt mit 4,9 % rentierte, und die zehnjährige mit 4,7 % zeigen, wie skeptisch Investoren geworden sind. Der Ursprung dieser Dynamik liegt nicht nur in globalen Markttrends, sondern auch in der Verunsicherung, die durch die Wirtschaftspolitik von Donald Trump als 47. Präsident der USA ausgelöst wird.

Trump und die Finanzpolitik: Ein gefährlicher Cocktail
Die Wahl von Trump hat die Unsicherheit auf den Finanzmärkten verschärft. Seine wirtschaftspolitischen Maßnahmen, darunter massive Steuersenkungen, ein deutlicher Anstieg der Staatsausgaben und eine aggressive Handelspolitik, haben bereits während seiner ersten Amtszeit für erhebliche Verwerfungen gesorgt. Nun, in seiner zweiten Amtszeit, verstärken ähnliche Maßnahmen die strukturellen Schwächen der US-Finanzen.
1. Steuersenkungen und Defizitwachstum:
Trumps wiederholte Steuersenkungen für Unternehmen und Wohlhabende haben zwar kurzfristig das Wirtschaftswachstum angekurbelt, langfristig jedoch das Staatsdefizit massiv ausgeweitet. Die Refinanzierung dieser Schulden zwingt die US-Regierung, regelmäßig hohe Beträge am Kapitalmarkt aufzunehmen – ein Prozess, der zunehmend schwieriger wird. Die Nachfrage der Investoren sinkt, was zu höheren Kapitalkosten für die USA führt.
2. Höhere Zölle und Inflation:
Trumps protektionistische Handelspolitik, insbesondere die Einführung von Zöllen auf Importe aus China und anderen Ländern, hat die globale Lieferkettenlandschaft durcheinandergebracht. Die daraus resultierende höhere Inflation in den USA drückt die Kaufkraft der Verbraucher und erhöht die Kosten für Unternehmen. Für die Finanzmärkte bedeutet dies zusätzlichen Druck, da die Fed gezwungen sein könnte, die Zinsen länger hochzuhalten, um die Inflation einzudämmen.
3. Widersprüchliche Budgetpolitik:
Trumps Finanzpolitik ist geprägt von Widersprüchen: Einerseits fordert er hohe Ausgaben für Infrastrukturprojekte und Verteidigung, andererseits hat er die Einnahmenbasis durch Steuersenkungen geschwächt. Diese Diskrepanz führt zu einem hohen Schuldenwachstum, das zunehmend schwer zu finanzieren ist.

Steigende Kapitalkosten: Ein strukturelles Problem
Die Kapitalmärkte reagieren auf diese Politik mit wachsender Zurückhaltung. Die Refinanzierung des Staatsdefizits wird teurer, da Investoren für das gestiegene Risiko eine höhere Rendite verlangen. Seit der Wahl Trumps haben sich viele Investoren von US-Staatsanleihen getrennt, was die Renditen weiter in die Höhe treibt. Während Mitte September 2024 die Rendite zehnjähriger Anleihen noch bei 3,6 % lag, hat sie inzwischen 4,7 % erreicht – ein Anstieg, der das Vertrauen der Märkte in die fiskalische Stabilität der USA untergräbt.
Diese steigenden Renditen wirken zudem als Basiszinssatz auf den gesamten Kapitalmarkt: Sie erhöhen die Kapitalkosten für Unternehmen und senken durch höhere Diskontierungsraten die Bewertungen von Aktien, insbesondere in wachstumsstarken Sektoren.

Gefahren für die Aktienmärkte
Die steigenden Anleiherenditen könnten bald auf die Aktienmärkte übergreifen. Höhere Kapitalkosten belasten Unternehmen direkt, da ihre Finanzierung teurer wird. Gleichzeitig sinkt die Attraktivität von Aktien relativ zu festverzinslichen Anlagen, was Umschichtungen auslösen könnte.
Samy Chaar von Lombard Odier warnt, dass Renditen über 5 % eine kritische Schwelle darstellen könnten, bei der ein breit angelegter Ausverkauf an den Anleihenmärkten auch die Aktienmärkte erfassen könnte. Das könnte globale Folgen haben, da viele internationale Anleger in den US-Märkten engagiert sind.

Fazit: Eine riskante Zukunft
Die Kombination aus Trumps erratischer Wirtschaftspolitik, steigenden Renditen und einer fragilen globalen Wirtschaftslage bildet einen gefährlichen Mix. Die wachsenden Kapitalkosten und die Defizite der USA könnten langfristig nicht nur die Finanzmärkte destabilisieren, sondern auch die globale Wirtschaft beeinträchtigen. Für Anleger bedeutet dies, dass eine strategische und risikoaverse Vorgehensweise in den kommenden Monaten unerlässlich ist.