Digital Assets in der aktuellen Bankendiskussion
Einige Eindrücke von der FRANKFURT DIGITAL ASSETS CONFERENCE 2024 vom Center for Financial Studies – Universität Frankfurt am 2.12.2024
Die Finanzwelt befindet sich in einem radikalen Umbruch. Digital Assets, gestützt durch Technologien wie die Distributed Ledger Technology (DLT) und regulatorische Neuerungen wie die MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation), drängen in die etablierten Strukturen. Dabei steht eine zentrale Frage im Raum: Wie wird die Rolle der Banken als Finanzmittler in einer zunehmend dezentralisierten Welt definiert?
Die o.g. Konferenz zu Digital Assets bot spannende Einblicke in technologische Innovationen, regulatorische Entwicklungen und die Herausforderungen, mit denen sich Banken konfrontiert sehen. Während die neue digitale Finanzlandschaft immense Chancen bietet, zeichnet sich auch ab, dass Banken ihr Geschäftsmodell grundlegend überdenken müssen.
________________________________________
MiCAR: Regulierungsrahmen und neue Spielregeln
Die Einführung der MiCAR stellt einen bedeutenden Schritt in der Regulierung von Digital Assets dar. Sie definiert erstmals EU-weit einheitliche Spielregeln für Kryptowährungen, Stablecoins und E-Geldanwendungen. Banken müssen sich dabei auf neue Anforderungen einstellen, darunter:
• Krypto Werte-Whitepaper,
• Übergangsfristen und neue Haftungsregeln,
• Anforderungen an Marketingkommunikation für Krypto Wert-Produkte.
Die MiCAR bietet einerseits Rechtssicherheit und schafft klare Rahmenbedingungen für Banken, um im Krypto Markt tätig zu werden. Andererseits sind die Übergangsszenarien komplex und können für die Marktteilnehmer Unsicherheiten mit sich bringen.
________________________________________
DLT: Chancen und Grenzen für Banken
Die Distributed Ledger Technology (DLT) wird häufig als technologische Grundlage für Digital Assets betrachtet. Sie ermöglicht dezentrale, unveränderliche und transparente Transaktionen. Ohne zusätzliche Schichten wie Smart Contracts bleibt die Technologie auf die Rolle eines Transaktionsbuchs beschränkt.
Ein Paradebeispiel für den Einsatz von DLT sind die ECB Trials, in denen verschiedene Ansätze getestet wurden:
1. Trigger-Lösung (Deutsche Bundesbank): Sie verbindet DLT-Plattformen mit bestehenden Zahlungsinfrastrukturen wie T2 und zeigt, wie traditionelle und digitale Systeme koexistieren können.
2. TIPS Hash Link (Banca d’Italia): Mithilfe einer API wird die Verbindung zwischen DLT und zentralen Zahlungssystemen hergestellt.
3. Full-DLT-Ansatz (Banque de France): Dieser Ansatz geht noch weiter und emittiert Zentralbankgeld direkt auf einer DLT-Plattform.
Die Experimente verdeutlichen, dass DLT in bestimmten Anwendungsfällen klare Vorteile bieten kann, wie etwa bei der Abwicklung von Wholesale-Transaktionen. Für Banken stellt sich dabei die Frage, wie sie sich in einem System positionieren, das potenziell ohne zentrale Finanzmittler auskommt bezogen auf die Retail-Perspektive.
________________________________________
CBDCs: Hoffnung oder Bedrohung für Banken?
Die Einführung von Central Bank Digital Currencies (CBDCs) gehört zu bedeutendsten Themen dieser und vieler anderer Konferenzen. Während Wholesale-CBDCs vor allem den Interbankenhandel effizienter gestalten sollen, könnten Retail-CBDCs das Bankengeschäft direkt betreffen. Die EZB prüft derzeit verschiedene technologische Optionen, darunter auch DLT-basierte Ansätze.
CBDCs bieten Zentralbanken die Möglichkeit, direkten Zugang zu Endkunden zu schaffen – eine Entwicklung, die potenziell an der Rolle von Banken als Zahlungsdienstleister rüttelt. Eine Programmierbarkeit von CBDCs scheint nicht vorgesehen.
In diesem Zusammenhang kommen die Stablecoins häufiger zur Sprache: Stablecoins können als Zahlungsmittel eingesetzt werden, als Verrechnungsgröße und als Zahlungsgrundlage im DeFi-Sektor. In diesem Segment fordern nur wenige die CBCD’s, weil dort die programmierbaren Stablecoins präferiert werden, wobei MiCaR manchen Emittenten von Stablecoins offenbar Probleme bereiten (der größte weltweite Stablcoin Anbieter Tether hat vor kurzem angekündigt, die Unterstützung für seinen Euro-gebundenen Stablecoin EURt auf allen Blockchains einzustellen).
________________________________________
Digital Assets: Der Wandel von Finanzprodukten
Die Digitalisierung von Vermögenswerten (vorgestellt wurden Anleihen-Projekte der KfW), insbesondere durch Wertpapier-Token, eröffnet neue Möglichkeiten für Kapitalmärkte und Anleger. Diese Token bieten nicht nur einen digitalen Ersatz für traditionelle Wertpapiere, sondern ermöglichen zusätzliche Funktionen durch ihre Programmierbarkeit. Der Token-Kern enthält dabei grundlegende Informationen wie Eigentümer, Herkunft und verlinkte Dokumentationen. Ergänzt wird dies durch Token-Dienste, die Reporting, Steuerberechnungen oder automatische Umschichtungen umfassen können.
________________________________________
Marktinfrastruktur im Wandel
Die Diskussion um Digital Assets ist eng mit der Entwicklung der Marktinfrastruktur verknüpft. Die Vergabe erster vollständiger Lizenzen für Krypto-Wertepapier-Registerführer (was für ein Wort) durch die BaFin markiert einen wichtigen Meilenstein. Unternehmen wie Cashlink und die DekaBank führen die Liste der Emittenten an, wobei die meisten Transaktionen auf öffentlichen Blockchains wie Polygon stattfinden.
Private Blockchains könnten jedoch an Bedeutung gewinnen, wenn institutionelle Akteure verstärkt auf Sicherheits- und Datenschutzanforderungen setzen. Für Banken eröffnet sich hier die Möglichkeit, als Betreiber oder Dienstleister für solche Netzwerke aufzutreten und damit ihre Rolle in der neuen Finanzwelt zu sichern.
________________________________________
Fazit: Der Weg zur Transformation
Banken befinden sich in einer Zwickmühle: Einerseits bieten Digital Assets und Technologien wie DLT neue Geschäftsmodelle und Effizienzgewinne. Andererseits gefährden sie die traditionelle Rolle der Banken als Vermittler und Abwickler.
Interessanterweise wurde auf dieser Konferenz ein wichtiger Ankerpunkt für die Krypto Sphäre nicht direkt angesprochen: KI. Die Bedeutung von Algorithmen und KI im Spannungsfeld von Finanzdienstleistern und verteilten Datenbanken ist so tiefgreifend, weil diese Verbindung das Spiel auf geradezu dramatische Art und Weise verändert. Die herkömmlichen Banken sind noch weit davon entfernt, die Krypto Welt zumindest teilweise in ihre Geschäftsmodelle einzubeziehen – geschweige denn die autonomen Agenten, die die Finanzbeziehungen mit viel Rechenpower gestalten werden. Digitale autonome Agenten und Krypto werden stark zusammenwachsen, was dann tatsächlich die anstehende Disruption verdeutlicht.