Wie die Psychologie immer wieder die Märkte beherrscht: Framing und seine Auswirkungen
Aus aktuellem Anlass: Die Psychologie spielt eine herausragende Rolle auf den Finanzmärkten, oft übersehen, aber immer gegenwärtig. Framing, die Art und Weise, wie Informationen präsentiert und wahrgenommen werden, beeinflusst maßgeblich die Entscheidungen von Investoren und kann große Marktbewegungen verursachen. In jüngster Zeit haben wir wieder einmal gesehen, wie psychologische Faktoren die Märkte in Aufruhr versetzen können.
Framing bezieht sich darauf, wie Informationen dargestellt werden und wie dies unsere Wahrnehmung und Entscheidungen beeinflusst. In den Finanzmärkten kann dieselbe Information je nach ihrer Darstellung unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Zum Beispiel kann die Ankündigung einer Zinssenkung als positive Maßnahme zur Ankurbelung des Wachstums interpretiert werden oder als Warnsignal für eine schwächelnde Wirtschaft. Wie Investoren diese Information wahrnehmen, hängt stark davon ab, welches Framing von Medien, Analysten oder Marktkommentatoren gewählt wird.
Emotionen wie Angst und Gier sind allgegenwärtig an den Märkten. In Zeiten der Unsicherheit neigen Investoren dazu, rationales Denken zugunsten emotionaler Reaktionen aufzugeben. Als der US-Notenbankchef Jerome Powell kürzlich Bedenken über den Arbeitsmarkt äußerte, löste dies sofort Angst vor einer drohenden Rezession aus. Diese emotionale Reaktion führte zu einem Verkaufsdruck, der die Märkte weltweit ins Minus drückte.
Psychologische Konzepte wie Verlustaversion verstärken diese Reaktionen. Investoren fürchten Verluste stärker, als sie sich über Gewinne freuen. Diese Tendenz kann zu übertriebenen Marktbewegungen führen, wenn schlechte Nachrichten überbewertet und positive Signale ignoriert werden.
Medien und Marktexperten spielen eine entscheidende Rolle beim Framing von Informationen. Ihre Analysen und Kommentare formen die Wahrnehmung der Investoren und beeinflussen deren Entscheidungen. In der jüngsten Marktschwäche sahen wir, wie negative Berichte über Konjunkturdaten und Unternehmensgewinne die Stimmung weiter verschlechterten. Auch die Berichterstattung über Unternehmen wie Amazon und Intel, die negative Geschäftsentwicklungen meldeten, trug zur Verunsicherung bei.
Herdenverhalten ist ein weiteres psychologisches Phänomen, das die Märkte dominiert. Investoren neigen dazu, den Entscheidungen der Mehrheit zu folgen, insbesondere in Zeiten der Unsicherheit. Dies kann zu spekulativen Blasen führen, wenn die Gier überhandnimmt, oder zu übertriebenen Verlusten, wenn Panikverkäufe die Oberhand gewinnen.
In den letzten Wochen hat sich gezeigt, wie schnell sich die Stimmung ändern kann, wenn sich Investoren von negativen Nachrichten mitreißen lassen. Ein einzelnes negatives Ereignis kann eine Kettenreaktion auslösen, die weit über seine eigentliche Bedeutung hinausgeht, da Investoren dazu neigen, den Bewegungen der Mehrheit zu folgen.
Die langfristige Perspektive:
Trotz der Volatilität der Märkte sollten Investoren langfristige Perspektiven im Blick behalten. Die Psychologie mag kurzfristige Schwankungen beeinflussen, aber die Fundamentaldaten eines Unternehmens oder einer Wirtschaft bleiben entscheidend für den langfristigen Erfolg. Langfristig orientierte Anleger können von kurzfristigen Marktverwerfungen profitieren, indem sie antizyklisch agieren und in Zeiten der Panik günstig kaufen.
Georg Geiger von Value Holdings argumentiert, dass langfristige Investoren, die den psychologischen Einfluss auf die Märkte verstehen und ausnutzen, von diesen Schwankungen profitieren können. Diese Investoren betrachten Marktverwerfungen als Kaufgelegenheiten und nutzen die emotionale Überreaktion des Marktes zu ihrem Vorteil.
Fazit
Die aktuellen Turbulenzen sind zum Teil auf Makroentwicklungen zurückzuführen, aber zum großen Teil auch auf psychologische Faktoren der Beschleunigungs- und Framingökonomie. Bitcoin ist leider wieder mit unter die Räder geraten, was ihn in dieser Korrelationssituation als teils unbrauchbar für die Portfolioabsicherung zeigt. Es bleiben die guten, alten Absicherungsinstrumente wie „Covered Calls“ und ähnliche Absicherungen (Portfolio Protection).