Immer wieder Bitcoin: warum Erwartungen und Realitäten oft unvereinbar sind….
In den letzten Wochen gab es Ereignisse, wie die Genehmigung des Bitcoin-ETF durch die amerikanische Börsenaufsicht SEC, die viel Phantasie in den Bitcoin-Kurs hineinbrachten. Obgleich es in der Historie viele vergleichbare Umstände gegeben hat (u. a. die Silberpreis-Rallye 1979/1980 – bekannt als die Hunt-Brüder-Spekulation, als Nelson Hunt und William Hunt den Silberpreis in die Höhe trieben – teilweise aufgrund der Erwartung, dass Silber als Absicherung gegen die Inflation dienen würde. Der Preis stieg rasant an, bevor er ebenso schnell wieder einbrach, als der Markt die realen Bedingungen reflektierte.), haben die Akteure offenbar nicht viel aus diesen Erfahrungen gelernt. Erneut wundern sich einige Anleger, dass der Bitcoin-Kurs einige Tage nach der Entscheidung im Sinkflug begriffen ist. Dies bietet eine interessante Gelegenheit, um sowohl Marktmechanismen als auch Verhaltensaspekte im Rahmen der Behavioral Finance zu untersuchen.
Der Anstieg des Bitcoin-Kurses vor der Entscheidung über den ETF kann teilweise durch die Antizipation dieses Ereignisses erklärt werden. Investoren tendieren dazu, ihre Erwartungen in den Kern ihrer Investitionsentscheidungen zu heben. In diesem Fall könnte die potenzielle Genehmigung eines Bitcoin-ETF als eine Art Validierung von Bitcoin in traditionellen Finanzmärkten gewertet werden, was die Nachfrage und damit den Kurs steigern könnte. Immerhin werden mehr institutionelle Anleger und auch Privatanleger Zugriff auf den Bitcoin haben, ohne eine Krypto Börse oder ein eigenes Wallet zu nutzen.
Und dann passiert das, was man die „Buy the Rumor, Sell the News“- Regel nennt: die Leute nehmen Gewinne mit. Dies ist ein gängiges Phänomen an den Finanzmärkten, bei dem der Preis eines Vermögenswerts im Vorfeld eines erwarteten Ereignisses steigt und nach der Ankündigung wieder fällt, unabhängig vom Ausgang des Ereignisses. Da das Phänomen bekannt ist, sollte man es eigentlich auch antizipieren. Hier einige Erklärungsversuche, warum diese Antizipation oft nicht gelingt:
• Wie in der Behavioral Finance beschrieben, können Überoptimismus und Herdenverhalten im Kontext einer Verankerung das Verhalten erklären; Anleger folgen anderen Anlegern und orientieren sich an vermeintlichen Expertenmeinungen; obgleich sie sich vorstellen könnten, dass diese Experten häufig eine eigene Agenda verfolgen.
• Die dazu passende Verlustaversion: Nach der Ankündigung könnten Anleger schneller verkaufen, um Gewinne zu sichern und mögliche Verluste zu vermeiden.
All dies ist mittlerweile keine Neuigkeit in der Finanzierungslehre mehr und es hat viele Anleger dennoch auf dem falschen Fuß erwischt. In Bezug auf Bitcoin und den ETF zeigt dieses Muster, wie Erwartungen und psychologische Aspekte das Anlegerverhalten beeinflussen können, insbesondere in einem Markt, der als relativ neu und volatil gilt.
Es bleibt offenbar dabei, was schon Warren Buffet gesagt hat: „Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ Oder auch ein kluger Spruch von Sir John Templeton: „Die vier gefährlichsten Worte in der Investition sind: ‚Dieses Mal ist es anders.'“