Anleihenmärkte im Fokus, Krypto im Kommen?
Ergänzend zu meiner letzten Analyse der Krise an den Anleihemärkten ein paar Bemerkungen zu den grundsätzlichen Auswirkungen dieser Krise. Renditen von Staatsanleihen prägen das Gefüge für Zinskalkulationen, so wird es gelehrt und so sind die Modelle ausgerichtet, die erhebliche Aussagekraft für die Finanzmärkte und für die Investitionstätigkeit haben. Es muss Konsequenzen haben, wenn die vermeintlichen „sicheren Häfen“ in solch eine Schieflage geraten.
Gehen wir von den fundamentalen Entwicklungen der amerikanischen Volkswirtschaft aus, so weisen folgende Punkte auf ein komplexes Umfeld hin:
– Die US-Einzelhandelsumsätze haben sich in den letzten beiden Monaten robust entwickelt.
– Während das Wachstum der Verbraucherpreise für Waren nachgelassen hat, hat das Wachstum der Verbraucherpreise für Dienstleistungen zugenommen.
– Ein Anstieg des Hauspreisindex deutet auf eine starke Nachfrage im Immobiliensektor hin, was wiederum ein Zeichen für wirtschaftliches Vertrauen sein kann.
Bleibt als Erklärung: die steigenden Renditen der US-Staatsanleihen können nur durch die Erwartung einer weiterhin strafferen Geldpolitik bei steigenden Inflationserwartungen erklärt werden. Letztendlich wird der zinspolitische Anker der Notenbanken die Ursache für die Entwicklungen auf den Anleihemärkten sein.
Während der Anleihenmarkt unter Druck steht, haben die Krypto Märkte in den letzten Tagen positive Renditen verzeichnet.
Es könnte spekuliert werden, dass einige Anleger Zuflucht in Kryptowährungen suchen, da sie als unkorrelierte Vermögenswerte gelten, andererseits sind sie sehr volatil und das ganze Szenario passt nicht zu der „Gold-Annahme“: in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Marktvolatilität neigen Anleger dazu, in „sichere Häfen“ wie Gold oder Staatsanleihen zu fliehen. Der Goldpreis ist zwar gestiegen, aber die andere sichere Alternative ist weggefallen.
Kryptowährungen, die noch neu und unerprobt sind, haben in der Vergangenheit unterschiedlich auf makroökonomische Schocks reagiert. In einigen Fällen haben sie sich ähnlich wie risikoreiche Vermögenswerte verhalten, in anderen Fällen haben sie jedoch Stabilität gezeigt.
Daher wird dies als Erklärung nicht ausreichen, außer man geht davon aus, dass eine gewisse Richtungslosigkeit den Normalfall abbildet.
Zusammenfassend kann festgestellt werden: der Wegfall eines „sicheren Hafens“ kann – um im Bild zu bleiben – den Schiffen in der stürmischen See (und dies ist ja bei den vielen Krise der Fall) keine Zufluchtsmöglichkeiten mehr bieten und das Gesamtrisiko damit erheblich ausweiten.