Wenn der Rubel nicht rollt………….
Die aktuelle Diskussion über die Zahlung der Gasimporte aus Russland mit Rubeln ist angesichts der beschlossenen Sanktionen bedeutsam. Russland möchte den Rubel stärken, kommt aber nicht so einfach an seine Devisen heran, weil die Zentralbank ebenfalls sanktioniert wird. Mittlerweile hat der Rubel seit Kriegsbeginn wieder erheblich an Wert gewonnen, was die Sanktionswirkungen beeinträchtigt (von über 130 Rubel je Dollar am 7. März 22 auf aktuell rd. 82 Rubel je Dollar).
Nun ist Putin sicher kein Volkswirt, sondern eher ein gefährlicher Feldherr, was die Sache nicht einfacher macht. Zudem sind die Lieferverträge auf Euro und Dollar fixiert, was dem Vorhaben Putins die Rechtmäßigkeit nimmt.
40 % des Welthandels werden in Dollar und rd. 35 % in Euro fakturiert. Dieser Devisenmarkt ist flüssig, im Gegensatz zum Rubelmarkt. Wenn also nicht genügend Rubel bei den hiesigen Geschäftsbanken zu bekommen wären, müsste die russische Zentralbank eingreifen – was vom Westen absolut nicht gewollt ist. Daher können die nicht von den Sanktionen betroffenen russischen Geschäftsbanken (so die Gazprom-Bank) das Fakturierungsthema managen und damit die Sanktionen schwächen. Letzteres ist nun Putins Plan.
Egal wie man es dreht und wendet, es geht eigentlich nicht um das Bezahlen, sondern um die Frage, ob man weiterhin Gas aus Russland importiert. Da Russland mittlerweile zu allem bereit ist (also auch zum Stop der Gaslieferungen, wenn die Bedingungen nicht akzeptiert werden), handelt es sich eindeutig um ein nicht-kooperatives Spiel. Putin kann das Gas nicht so schnell woanders losschlagen, will aber den Rubel stützen – der Westen will die Sanktionen. Die Frage ist, wer am längeren Hebel sitzt. Es gibt eine Reihe von Vorschlägen (Treuhandkonten, auf denen das Geld geparkt wird, bis ein Frieden erreicht wird oder Steuer- und Zollregelungen, die Putin durch Preiserhöhungen und Mengenbeschränkungen aushebeln könnte) – diese ändern aber am Grundproblem nichts.
Eines ist klar: die Fehler der Energie- und Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahrzehnte werden nun mit großer Wucht zu einem wirtschaftlichen Schaden führen.