Krypto-Welt erneut in heftigen Turbulenzen
Die letzten Tage haben erneut unter Beweis gestellt, dass die Welt von Bitcoin und Co ein stark vermintes Feld darstellt. Bemerkenswert ist dabei, dass die Tweets eines der reichsten Menschen der Welt, Elon Musk, das gesamte Feld in erhebliche Schwingungen versetzen kann. Bitcoin stürzte am 19. Mai 2021 um bis zu 29% ab und löschte einen Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar in Luft auf. Bitcoin hat alle Gewinne verloren, die es nach der Ankündigung von Tesla Inc. vom 8. Februar 21 erzielt hat, dass Tesla Unternehmens-Cash verwendet, um Bitcoin zu kaufen und ihn als Zahlungsmittel für seine Fahrzeuge zu akzeptieren. Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung, sank derweil gestern am 19.Mai auch um mehr als 40%. Dieser Prozess begann schon letzte Woche, als Musk überraschend ankündigte, dass Tesla den Bitcoin nun doch nicht als Zahlungsmittel akzeptieren würde. Hinzu kamen gestern Meldungen aus China um ein Bitcoin-Verbot für chinesische Finanzdienstleister.
Zweifelsohne ist dieser Befund für ein „alternatives Asset“ sehr verstörend, weil selbst risikofreudige Anleger das als Vabanquespiel ansehen, wenn einzelne Tweets eines sehr reichen Menschen dieses Asset im Wert nach oben und unten treiben können (also auch manipulieren können). Einer der Gründe, die von Musk auf einmal gegen Bitcoin angeführt werden, war die Energielastigkeit und CO2-Bilanz des Minings dieses Assets. Das Problem bestand allerdings schon seit Beginn des Bitcoins, durch Wiederholung wird es nicht falscher, aber der Zeitpunkt dieser Äußerung ist schon beachtenswert.
Um es kurz zu machen: wenn einzelne Spieler das Spiel nach eigenen Regeln spielen, dann ist solch ein Vermögenswert sehr einfach zu manipulieren. Andererseits habe ich in dieser Kolumne häufiger darauf verwiesen, dass der Bitcoin nicht im Zentrum für alternative Anwendungen steht, sondern die zweitstärkste Währung – der Ether. Der Bitcoin hat für die Anleger wegen seiner Knappheit Wert, während bei Ethereum das Netzwerk und die darauf aufbauenden Anwendungen im Vordergrund stehen. Ethereum ist allerdings in eigenen Schwierigkeiten, weil die Transaktionsgebühren (die Gas Fees) zu Boom Zeiten bis vor einigen Tagen sehr schwankend und auch sehr hoch waren und die Arbeit an einem Ethereum 2.0 mit besseren Skalierungsleistungen und einem neuen Konsensprotokoll (proof of stake) noch nicht abgeschlossen sind und deren Früchte erst in Zukunft realisiert werden können.
Ein wesentlicher Punkt, der mit dem Anlegerverhalten zusammenhängt, ist die positive Korrelation zwischen den Kryptowährungen – also auch zwischen Bitcoin und Ether (über 90 %). Das führt dazu, dass die Schwankungen der Leitwährung Bitcoin aufgrund von regulatorischen Ankündigungen oder von Tweets von Elon Musk die Zweitwährung Ether fast genauso hart treffen, ohne dass die eigentlichen Schwächen des Ethers zuvor überhaupt Auswirkungen zeigten. Die Anleger können die Fortschritte bei Ethereum 2.0 oder die Potentiale der neuartigen Non-Fungible Tokens oder die Entwicklungen von Decentralised Finance verfolgen – die Systemrisiken bezogen auf Regulierungsfragen oder Tweets des reichsten Menschen der Welt schlagen voll auf den Ethereum-Wert durch, ohne dass spezifische Ethereum-Probleme auch nur ansatzweise eine Rolle spielen.
Das sind wirkliche „Bad News“ für die Krypto-Community, weil alles Analysieren und Spekulieren von einem mächtigen Spieler wertlos gemacht werden kann.