Crowdinvesting: Rekord bei der Tomorrow-Bank
Das Hamburger Fintech Tomorrow hat in einer ziemlich einzigartigen Crowdinvesting-Kampagne Mitte Oktober in wenigen Stunden 3 Mio. Euro eingesammelt und damit unter Beweis gestellt, dass Narrative und „Stories nach Robert Shiller“ die Haupttreiber der Motivation bei solchen Kampagnen ausmachen.
Tomorrow hat selbst keine Banklizenz (das Unternehmen nutzt die Whitelabel-Bank Solaris); für seine rund 40.000 Kunden (Einlage bisher knapp 73 Millionen Euro) werden Angebote im Bereich nachhaltiger Fonds gemacht – das ist sicher alles schön anzuhören, aber die Bank bietet eine überschaubare Anzahl an Produkten an – lt. Finanzszene.de hat die Bank in diesem Jahr im Monatsschnitt erst 27.500 Euro Umsatz gemacht.
Interessanter ist die Art des Crowdinvestings: mit Hilfe des Enablers Cashlink wurden über die Crowdinvesting Plattform WiWin tokenisierte Genussrechte herausgegeben, also digitale Wertpapiere – offenbar gibt das die Regulierung in Deutschland her (bis zu 6 Mio. € können über Nachrangdarlehen und Genussrechte können per Crowdinvesting eingesammelt werden) – das Projekt könnte Vorreiter für die Finanzierung mittels sog. Security Tokens sein. Vorteile der Blockchain-basierten Finanzierung sind Kostensenkungen und vereinfachte Transaktionsprozesse, denn die Verwaltung vieler Investoren (Audits, Unternehmensberichte, Steuern etc.) bringt bei herkömmlichen Crowdinvesting Projekten viel Aufwand mit sich. Zudem ist geplant (wenn auch das die Regulierung hergibt), einen Sekundärmarkt für solche Token zu etablieren.
Die Laufzeit der digitalisierten Genussrechte liegt zwischen fünf und maximal zehn Jahren, die Investoren erhalten 5 Prozent Zinsen pro Jahr – diese werden allerdings erst rückwirkend ausgezahlt. Neben der Verzinsung gibt es eine Gewinn- und Exit-Beteiligung. Die Anleger könnten auch alles verlieren, wenn das Projekt scheitert.
Die große Frage bei solchen Projekten ist, wie weit das Narrativ trägt. Die Investoren schenken den Aussagen von Tomorrow Glauben, dass die Bank in dem komplexen Dschungel der Finanzmärkte wirklich eine genügend große Nische für die intrinsisch motivierten Anleger findet. Eine Realisierung hängt aber von der Qualität der Produkte, dem Marketing und dem Management ab. Immerhin gibt es schon Banken wie die GLS-Bank, die in diesem Markt bereits erfolgreich agieren.