Der GENIUS Act und die Regulierung von Stablecoins in den USA
Einleitung: Die neue Ordnung für digitale Dollar
Stablecoins sind digitale Token, deren Wert an eine stabile Referenzgröße wie den US-Dollar gebunden ist. Sie dienen zunehmend als transaktionsfähige Brücke zwischen traditionellen Währungssystemen und der Blockchain-gestützten Welt. In unserem Beitrag „Stablecoins auf dem Vormarsch“ haben wir die rasante Verbreitung und wirtschaftliche Relevanz dieser digitalen Geldeinheiten analysiert. Was bisher fehlte, war ein einheitlicher regulatorischer Rahmen in den USA. Genau hier setzt der GENIUS Act an, der am 17. Juni 2025 im US-Senat mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Es ist ein Gesetz, das nicht nur rechtliche Klarheit schafft, sondern als strategisches Instrument zur Sicherung der digitalen Dollar-Hegemonie gelesen werden kann.
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1. Grundlagen: Was sind Stablecoins und warum brauchen sie Regulierung?
Stablecoins wie USDC (von Circle) oder USDT (von Tether) bieten das Versprechen stabilen Werterhalts bei gleichzeitig schneller, kostengünstiger Abwicklung über Blockchains. Anders als Bitcoin oder Ether, deren Preise stark schwanken, sollen Stablecoins ein digitales Äquivalent zum Bargeld darstellen – ohne Volatilität, aber mit globaler Zugänglichkeit. Sie werden über Smart Contracts in DeFi-Protokollen verwendet, als Sicherheit für Kredite, als Settlement-Asset im Handel oder auch für grenzüberschreitende Zahlungen.
Doch der Erfolg birgt Risiken: Undurchsichtige Reservehaltungen, mangelnde Kontrolle, plötzliche Entkoppelungen vom Dollar-Paritätswert und fehlende Gläubigerschutzmechanismen im Insolvenzfall. Gerade die Verflechtung mit klassischen Finanzmärkten und die wachsende Bedeutung für institutionelle Anleger machen eine Regulierung dringend erforderlich.
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2. Die Eckpfeiler des GENIUS Act: Kontrolle durch Klarheit
Mit dem GENIUS Act (Guaranteeing Essential Non-bank Issuance and Ubiquity of Stablecoins) definiert der US-Kongress einen umfassenden gesetzlichen Rahmen für die Ausgabe und Verwaltung von Stablecoins. Die wichtigsten Bestimmungen:
• Deckungspflicht: Jeder Stablecoin muss 1:1 mit hochliquiden Vermögenswerten gedeckt sein, vorrangig US-Staatsanleihen oder Bankguthaben. Komplexe Finanzinstrumente sind ausgeschlossen.
• Verbot der Weiterverpfändung: Die Reservegüter dürfen nicht beliehen oder als Sicherheiten für Drittgeschäfte eingesetzt werden – ein Schutzmechanismus gegen systemische Risiken.
• Lizenzpflicht: Nur regulierte Banken sowie bestimmte, staatlich überwachte Nichtbanken dürfen Stablecoins ausgeben. Tech-Konzerne wie Meta oder Google werden explizit ausgeschlossen, um die Machtkonzentration im Geldsystem zu begrenzen.
• Transparenzvorgaben: Ab einer Marktkapitalisierung von 50 Mrd. USD müssen Emittenten monatliche Offenlegungen sowie jährliche Audits durch unabhängige Prüfstellen liefern.
• Rückzahlungsanspruch und Insolvenzschutz: Nutzer erhalten im Insolvenzfall bevorzugten Zugriff auf die Reserven. Es gilt eine klare Gläubigerstruktur.
• Anti-Geldwäsche-Vorgaben (AML): Die gleichen KYC/AML-Standards wie im klassischen Bankensektor gelten nun auch für Stablecoin-Plattformen.
Diese Punkte schaffen nicht nur Rechtssicherheit, sondern etablieren Stablecoins faktisch als digitale Dollars mit institutioneller Rückenstärkung.
Das ganze Papier hier: Stablecoins Genius Act